Montag, 8. März 2010

Ronald Searle (*3. März 1920 -)


Bei allen diesen Geburtstagen und Geburtstagsfeiern in der ersten Märzwoche habe ich jemanden vergessen, den man nicht vergessen sollte. Ronald Searle ist am dritten März neunzig geworden. Ja, er lebt noch, in Südfrankreich. Und es gibt hier auch einen Blog, wo man einen kurzen Film sehen kann (➱click here), da trinkt er Champagner. Dieser Mann hat einen großen Teil meines Lebens begleitet, ich habe beinahe alle seine Bücher gekauft. Ich kann noch aus vielen Büchern Sätze und Absätze zitieren. Unsterbliche Sätze wie das gelispelte [th] in: Ithabella, my thoul mate, ith there any therry in the houthe? (ist natürlich von Nigel Molesworth). 1941 veröffentlichte er seinen ersten St. Trinian's Cartoon, ein Jahr später war er schon in japanischer Kriegsgefangenschaft, da wo die Brücke am Kwai spielt.

Er hat da auch heimlich gezeichnet. Die schrecklichen Mädchen von St. Trinian's werden in den fünfziger Jahren ein weltweiter Erfolg, 1961 gibt es beim Penguin Verlag schon ein St. Trinian's Dossier, herausgegeben von Kaye Webb. Man kann sich diesen Erfolg heute gar nicht mehr vorstellen, die Gören im Zahnspangenalter mit ihren schrecklichen Schuluniformen wurden Kult. Der Kapitän einer englischen Fregatte, der Searle um eine gezeichnete St. Trinian's Charter bat, in der die Fregatte verpflichtet wurde to uphold and carry to the four corners of the earth the true spirit and glorious tradition of St Trinian to which they have shown themselves true, machte Searle zum Ehrenmitglied der Offiziersmesse. Die Fregatte war dem Geist von St. Trinian's treu. Sie rammte im Hafen von Kopenhagen 1956 die königliche Yacht Dannebrog.

Pädagogische Vorbilder sind die Kleinen ja nun nicht gerade, wenn es im St. Trinian's Battle Cry heißt grab the nearest weapon, never mind which one oder get your blow in first und trample on the weakest. Aber vielleicht macht diese Anarchie sie so sympathisch. Für das kleine St. Trinian's Handbuch von Kaye Webb ließ es sich die crème de la crème der britischen Intelligenz nicht nehmen, kleinere Beiträge beizusteuern. Da es hierzulande vielleicht nicht so bekannt ist, erlaube ich mir, ein Gedicht von Cecil Day Lewis einzufügen, das vielleicht auch die Fans von  Cecil Day Lewis (und Nicholas Blake) nicht kennen:

A short Dirge for St Trinian's

Where are the girls of yesteryear? How strange
To think they're scattered East, South, West, and North -
Those pale Medusas of the Upper Fourth,
Those Marihuanas of the Moated Grange.

No more the shrieks of victims, and no more
The fiendish chuckle borne along the breeze!
Gone are the basilisk eyes, the bony knees.
Mice, and not blood, run down each corridor.

Now poison ivy twines the dorm where casks
Were broached and music mistresses were flayed,
While on the sports ground where the pupils played
The relatively harmless adder basks.

Toll for St Trinian's, nurse of frightful girls!
St Trinian's, mother of the far too free!
No age to come (thank God) will ever see
Such an academy as Dr Searle's.

Ich nehme an, dass der gute Dr Searle diese Woche ganz viel Besuch von Absolventinnen dieser Schule hat, die mit ihm Champagner trinken. Und ich wünsche ihm von hier aus alles Gute, er hat auch mein Leben bereichert. Und 36 Jahre lang hing an der Tür meines Dienstzimmers ein Cartoon von Ronald Searle. Niemand, auch in den Zeiten einer harmlosen Anarchie, die niemals an St. Trinian's heranreichte und die wir heute 1968 zu nennen pflegen, hat jemals meinen Searle Cartoon angetastet.

Im Wilhelm Busch Museum in Hannover ist ab dem 28.2.2010 bis zum Ende des Jahres beinahe der gesamte Searle zu sehen.

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