Samstag, 19. März 2011

Richard Francis Burton


Da hätten sich Alexandre Dumas oder Jules Verne schon gewaltig anstrengen müssen, um eine Romanfigur mit diesem Leben auszustatten. Richard Francis Burton ist jemand, für den die englische Formulierung larger than life wie gemacht ist. Wenn es einen Eminent Victorian gegeben hat, dann ihn. No man can be all things at once, no matter how hard he tried, but no man tried harder than Richard Francis Burton. Sie wollen jetzt nicht, dass ich Burtons Leben nacherzähle. Dann schreibe ich im August oder September immer noch an diesem Post.

Burtons erstes Buch Goa, and the Blue Mountains; or, six months of sick leave erschien 1851 in London bei Richard Bentley. Bei dem im gleichen Jahr ein Buch eines ebenso erstaunlichen Autors wie Burton erschien, das Moby-Dick hieß. Ich nehme an, dass Bentley damals mehr Exemplare von dem Goa Buch als von Moby-Dick verkauft hat. Hundert Jahre später sah das schon etwas anders aus. Da gehörte Melville zur Weltliteratur und Burtons Buch war eine vergriffene Rarität. Die University Press von Kalifornien hat 1992 einen Reprint der alten Bentley Ausgabe von Burtons Buch auf den Markt gebracht, und man kann dafür nur dankbar sein. Das Buch ist nach 160 Jahren noch erstaunlich frisch. Es ist auch sprachlich ein kleines Vergnügen, im Gegensatz zu den deutschen Afrikaforschern des 19. Jahrhunderts kann Burton schreiben. Kein Wunder bei einem Mann, der so nebenbei mehr Sprachen und Dialekte beherrscht als unsere deutschen Afrikaforscher zusammen. Ich habe das wohl schon einmal in meinem Blog gesagt, dass es mit der sprachlichen Gewalt eines Afrikareisenden und Erfolgsschriftstellers wie ➱Gerhard Rohlfs nicht so weit her ist. Aber auch er hat mehr Bücher verkauft als Herman Melville. Es ist eine Sünde.

Wenn ich mit Goa, and the Blue Mountains schon einen Buchtip zum Ende der Woche gebe, möchte ich neben dem Hinweis auf die ➱Burtonia Website noch eine zweite Empfehlung hinzufügen. Nämlich Burton: A Biographie of Sir Richard Burton von Byron Farwell. Es gibt neuere (und längere) Biographien. Da scheint es geradezu eine Burton Biographie Industrie zu geben, seit seine Gattin Isabel 1893 den ersten Lebensbericht geschrieben hat. Aber diese ist ein Klassiker. Weil man sie wie einen Roman lesen kann. Es ist eine Biographie, für die der Engländer das schöne Idiom warts and all hat. Das soll Oliver Cromwell zu dem Maler Peter Lely gesagt haben: Mr Lely, I desire you would use all your skill to paint my picture truly like me, and not flatter me at all; but remark all these roughnesses, pimples, warts and everything as you see me, otherwise I will never pay a farthing for it. Ist eine schöne Geschichte, stimmt aber wahrscheinlich nicht.

Sir Richard Francis Burton wurde heute vor 190 Jahren geboren. Seine Frau Isabel, die auch Reiseschriftstellerin war, einen Tag und zehn Jahre später. Sie hat ihn um sechs Jahre überlebt und ist berühmt geworden, weil sie nach dem Tod des Gatten all das verbrannt hat, was ihr als prüder sittenstrenger Dame des viktorianischen Zeitalters anstößig erschien.

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