Montag, 17. Februar 2014

CSS Hunley


Jahre bevor Jules Verne seine Nautilus im Roman 20.000 Meilen unter dem Meer unter Wasser fahren ließ, gab es in der Wirklichkeit schon U Boote. Die Nordstaaten hatten im Bürgerkrieg das erste. Das hieß Alligator, es war keine amerikanische Erfindung, wurde aber in Philadelphia unter der Aufsicht des französischen Erfinders gebaut. Kam allerdings nicht zum Einsatz, weil es im Sturm bei Cape Hatteras verlorenging, als man es nach Charleston schleppen wollte. Etwas erfolgreicher war das erste U Boot der Südstaaten, das aber auch schon auf seiner ersten erfolgreichen Feindfahrt (wie das so schön im militärischen Jargon heißt) verloren ging (es war vorher schon zweimal gesunken).

Die Rede ist von der CSS Hunley, die heute vor 150 Jahren sank. Die CSS Hunley ist in diesem Blog schon einmal erwähnt worden, als ich über den amerikanischen Schriftsteller ➱Clive Cussler schrieb. Cussler hat Millionen von Dollars ausgegeben, um die Hunley zu finden. Er fand sie vor Sullivan's Island (wo ➱Edgar Allan Poe einmal als Soldat stationiert war, seine Erzählung The Gold Bug spielt auf der Insel), seit zwei Jahren kann das Boot in Charleston besichtigt werden.

In Charleston, wohin die USS Alligator soll und wo die CSS Hunley untergeht, hat es schon hundert Jahre zuvor eine Seeschlacht vor Sullivan's Island gegeben. Da griffen die Engländer die rebellischen Kolonisten an. Sahen aber nicht gut dabei aus. Der Kommandeur der Seestreitkräfte Admiral Sir Peter Parker lief ohne Hosen über Deck, weil ihm ein explodierendes Geschoss die Hose zerfetzt hatte. Der Vorfall wurde mit dem größten Vergnügen in der englischen Presse breitgetreten. Ein Grund für den Sieg der Amerikaner im Revolutionskrieg ist auch die Tatsache, dass London so viele unfähige Offiziere in die Kolonie schickt. Vier Jahre später sind die Engländer wieder da und nehmen Charleston ein. Diesmal kommandiert ein Admiral Arbuthnot die Navy, der ist noch viel unfähiger als Parker, wie er ein Jahr später in der Seeschlacht von Cape Henry beweisen wird.

Der ➱amerikanische Bürgerkrieg beginnt, das wird geographisch jetzt vielleicht etwas langweilig, wieder in Charleston. Wo die Rebellen das im Eingang der Bucht von Charleston gelegene Fort Sumter beschießen. Aber die Nordstaaten kommen natürlich wieder und legen einen Blockadering um Charleston. Und in dieser Situation hat die CSS Hunley ihre große Stunde und versenkt die USS Housatonic, sie ist das erste U Boot, dem so etwas gelingt.

Ein patriotischer Amerikaner hat ein Gedicht auf die Hunley ins Internet gestellt, das ich hier gerne abdrucke:

The Men Who Served the Hunley
On the seventeenth of February,
Evening tide, in 'sixty-four. . .
They sortied against the tyrant's fleet.
Blockading Charleston's door.

The men who served the Hunley,
The bravest of the brave.
Dared where just one had gone before.
To war beneath the waves.

Their ship was an iron cylinder,
Square-pointed fore and aft;
Spar torpedo and hand-cranked screw,
The watchers thought them daft.

Forty men had drowned before them,
Her inventor, Hunley, too;
They vowed to make one more attempt,
That valiant Southern crew.

O'er their cranks they bent and toiled,
Their craft, they did propel;
They blew the Housatonic
And her crew beneath the swell.

The moment of their triumph
was the same that sealed their doom;
and there for one hundred and thirty eight years
they lie in their silent tomb.

And now we lie them in their graves;
and honor them once more;
on the seventeenth of April
in the year two thousand four.

The Germans in their U-Boats
twice brought England to her knees;
The American submariners
who sank the Japanese;
The men who sail the Doomsday ships
as deterrent to the worst. . .
Owe their thanks and their successes
To the men who served the Hunley;
Who scored the very first.

Es klingt da ein gewisser Nationalstolz in diesen Zeilen durch. Hier in Kiel ist man auch stolz auf die U Boote. Die U Boote von HDW sind in der ganzen Welt begehrt. So konnte der Spiegel 1986 schreiben: Die Todesromantik von Hitlers Kriegspoeten ist nach wie vor die beste Werbung für die Lübecker Feuchtwaffenschmiede: Der lauernde Tod im Torpedorohr, U-Boote ran, U-Boote vor... Der Mythos hilft immer noch Umsatz machen. Rund die Hälfte aller konventionellen Unterseeboote der nichtkommunistischen Welt kommt aus der Bundesrepublik - wobei der illegale Verkauf von Blaupausen an Südafrika, und wer weiß, wen sonst noch, nicht mal berücksichtigt ist.

Hier in der Kieler Förde ist auch das erste deutsche U Boot getaucht. Kam leider 1851 nicht wieder an die Wasseroberfläche. Erfunden von einem bayrischen Ingenieur namens Sebastian Wilhelm Valentin Bauer machte der Brandtaucher, der auch Eiserner Seehund hieß, nur eine einzige Fahrt, bevor er im Schlick der Kieler Förde versank. Es kam glücklicherweise niemand dabei zu Schaden, das Boot wurde Jahrzehnte später geborgen.

Zuerst hatte der eiserne Seehund dann  im Garten der Marine Akademie gestanden, bis man ihn 1906 ins Museum für Meereskunde in Berlin brachte. 1963-1965 wurde das Boot in der Rostocker Neptunwerft rekonstruiert. Von dort aus kam es nach Potsdam und wurde dann später dem Militärhistorischen Museum der DDR (das heute das Militärhistorisches Museum der Bundeswehr heißt) in Dresden übergeben, wo es heute auch zu besichtigen ist.

U Boote und kein Ende, Wolfgang Petersens Film Das Boot verkauft sich noch immer. Hier in Kiel gibt es auch U Boote, eins liegt in Laboe am Strand. Kann auch besichtigt werden. Ein U Boot Ehrenmal haben wir auch. Mein Freund Hannes Hansen (lesen Sie doch mal eben ➱Schwarzenbek) hat sich 1986 mit seinem Buch Vorschlag, das Marine-Ehrenmal zu Laboe von dem amerikanischen Künstler Christo einpacken zu lassen nicht unbedingt beliebt gemacht.

Die Kieler U Boote sind auch in Griechenland begehrt. Wofür die allerdings U Boote brauchen, ist mir nicht so klar. Wovon sie sie bezahlen wollen, weiß niemand. Aber wenn der Regierung das Wasser bis zum Hals steht, dann braucht man wahrscheinlich U Boote. Etliche schon gelieferte Boote, für die man im Jahre 2000 schon achtzig Prozent der Kaufsumme von beinahe drei Milliarden Euro überwiesen hatte, liegen in Athen im Trockendock. Technische Probleme. Auf jeden Fall können sie so keinen Schaden anrichten. Das ist beruhigend.

Ich habe den Post natürlich mit meiner Taucheruhr Doxa Sub am Arm geschrieben, die auch Dirk Pitt, der Held von Clive Cusslers Romanen, immer am Arm trägt. Vielleicht lege ich jetzt noch von den Beatles Yellow Submarine auf. Ist besser, als sich auf YouTube Nazilieder wie Wir haben Tag und Nacht kein Auge zugemacht Bei der großen Jagd auf hoher See anzuhören. Lieder haben wir da genug. Aber wir wissen, wie es mit der ganzen U Boot Herrlichkeit endet. Da singt dann Freddy:

Auf einem Seemannsgrab, da blühen keine Rosen.
Auf einem Seemannsgrab, da blüht kein Blümelein.
Der einz'ge Schmuck für uns, das sind die weißen Möwen.
Und heiße Tränen, die ein kleines Mädel weint.
Der einz'ge Schmuck für uns, das sind die weißen Möwen.
Und heiße Tränen, die ein kleines Mädel weint.


2 Kommentare:

  1. It´s a long way to tipperary, it´s a long way to go...
    Danke für diesen interessanten Überblick.
    Ich fand es übrigens eine gute Idee von Petersen, dieses Lied in U 96 singen zu lassen.

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  2. Erstaunlicherweise hatte uns unser Englischlehrer das auch beigebracht, ich kann es immer noch singen.

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