Freitag, 23. Mai 2014

Rolex


Zuerst war es nur ein Name auf dem Zifferblatt einer Uhr, im Laufe der Jahrzehnte wurde eine Weltmarke daraus. Niemand weiß genau, was sich Hans Wilsdorf aus Kulmbach, der Teilhaber der Londoner Firma Wilsdorf and Davis, bei dem Namen Rolex gedacht hat. Er selbst hat dazu gesagt: Die Hindernisse schienen vorerst unüberwindbar; ich wusste aber, dass es für uns keine Zukunft geben würde, wenn es uns nicht gelänge, unsere Uhr unter ihrem eigenen Namen bekannt zu machen. Der erste Schritt war die Wahl des Namens selbst. Er war so kurz und dabei so einprägsam, dass daneben auf dem Zifferblatt auch der Name des englischen Uhrengeschäftes noch genügend Platz hätte. Was aber besonders wertvoll ist: Rolex tönt gut, ist leicht zu behalten und wird zudem in allen europäischen Sprachen gleich ausgesprochen. Die häufig geäußerte Meinung, der Name Rolex sei aus den französischem horlogerie exquisite oder dem spanischen reloj excelente abgeleitet, ist leider durch nichts zu beweisen. Dass der Volksmund eines Tages aus Rolex Prolex machen würde, konnte Wilsdorf nicht wissen.

Es brauchte damals seine Zeit, bis die Kunden einen Markennamen auf der Armbanduhr akzeptierten, man war es gewohnt, den Namen des Juweliers oder des Uhrmachers (wenn überhaupt) auf dem Zifferblatt zu finden. Diese Uhr aus dem Jahre 1928 trägt schon den Namen Rolex, aber das ist nicht die Regel. Wilsdorf verkauft die gleichen Uhren auch ohne den Namen auf dem Zifferblatt. Wilsdorf, der die Schwester seines Partners geheiratet hatte, ist im Grunde seines Herzens ein Engländer, aber als England im Ersten Weltkrieg hohe Import- und Exportsteuern erhebt, verlegt er seinen Firmensitz nach Biel (eine Adresse in London wird man aber behalten). In Biel ist er seinem wichtigsten Geschäftspartner näher, einem Uhrmacher namens Emile Borer. Der hatte eine Tochter des Sohnes des Firmengründers Jean Aegler geheiratet und war der Chefkonstrukteur (und spätere Inhaber) der Firma Aegler.

Aegler liefert Rolex die Uhrwerke. Ohne die Firma Jean Aegler wäre die Firma Rolex ein Nichts. Rolex ist keine Manufaktur. Das ist das Feinste in der Welt der Horlogerie. Aber um eine Manufaktur zu sein, muss man eigene Werke bauen. Wie Patek Philippe, Omega, Eterna oder die IWC. Und hundert andere. Zwar schreibt Aegler aus Höflichkeit irgendwann Fabrique des Montres Rolex hinter seinen Namen, aber das weicht bald der Firmenbezeichnung Fabrique des Montres Rolex & Gruen Guild.

Das Werk in dem Absatz oben hat Aegler für die amerikanische Firma Gruen (die in Biel-Rebberg eine eigene Fabrik gegenüber von Aegler hatten) hergestellt. Man kennt es auch als Alpina 819 oder Rolex 600. Aegler liefert das Rohwerk, die ébauche. Dann werden die Werke auf die andere Straßenseite getragen, in der Precision Factory der Gruen Watch Company wird das Werk dann finissiert, bis es so aussieht wie auf diesem Bild. Der Zusatz unadjusted wird nicht vergessen. Das Uhrwerk soll ja nach Amerika, da ist der Zoll billiger für Werke, die unadjusted sind - auch wenn das Werk natürlich adjusted ist. Alle amerikanischen Firmen, die ihre Werke in der Schweiz herstellen lassen (wie Hamilton, Benrus oder Bulova) haben das jahrzehntelang gemacht. Bis sie in den fünfziger Jahren ➱auffliegen. Vor zehn Jahren hat Rolex die Firma Jean Aegler gekauft, und ist damit auch rein formell eine Manufaktur geworden. In die Precision Factory von Gruen war Rolex schon lange vorher eingezogen, da der Konkurrent Gruen nicht mehr existierte.

Das hier ist das Beste, was Aegler für Rolex gebaut hat. Das Ultra Prima auf dem Sperrad ist nicht gelogen, diese in sechs Lagen feingestellte Uhr hat den Chronometer Test der Sternwarte in Kew bestanden. Allerdings ist dies Werk eine Ausnahme, es gibt nicht so viele davon. Es musste natürlich der Test in Kew in England sein, nicht ein Test bei einer der Schweizer Sternwarten in Neuchâtel oder Genf.

Denn der Markt des Möchtegern Engländers Wilsdorf war die englischsprachige Welt. Ein Chronometerzeugnis aus Kew machte sich immer gut auf einer englischsprachigen Werbeanzeige. Und in der Werbung ist das Verkaufsgenie Wilsdorf führend. In der Mitte der dreißiger Jahre überlegt man sich bei der IWC in Schaffhausen, ob man vielleicht einmal zehntausend Fränkli in die Werbung investieren soll. Zu dem Zeitpunkt gibt der Hans Wilsdorf schon beinahe eine Million Franken für Werbung (zumeist in englischen und amerikanischen Zeitungen) aus. Es hat Wilsdorf immer geschmerzt, dass er von der englischen Regierung nie Aufträge für Militäruhren bekommen hat. Die Aufträge der Royal Air Force bekommt Omega (aber auch die IWC, Cyma und Record), deren Werk gleich nach Kriegsende von Feldmarschall Montgomery besucht wird. Wilsdorf bleibt nur die absurde Aktion, gefangenen englischen Offizieren in deutschen Lagern eine Rolex zu verticken (lesen Sie ➱hier mehr dazu). Und nein, auch in den Panerai Radiomir Uhren der italienischen Froschmänner tickt kein Rolex. Die Werke sind zwar Rolex signiert, kommen aber von ➱Cortebert oder im Fall des 8 Tage Werks von ➱Angelus.

Ein Grund für die Ausrichtung des Exports auf die Länder des bröckelnden englischen Empire ist sicherlich, dass Wilsdorf in der Schweiz nichts verkaufen kann. Er hatte sich, als er den Firmensitz in die Schweiz verlegte, geweigert, dem Schweizer Uhrenverband (Fédération de l’industrie horlogère suisse) beizutreten. Er hat in seinem Kampf gegen die Restriktionen der Fédération einen Bundesgenossen, nämlich die Luzerner Uhrenhandlung Carl F. Bucherer. Seit 1925 sind beide Firmen eng miteinander verbandelt. Auch Bucherer ist kein Mitglied des Uhrenverbands, also darf er Rolex verkaufen und wird dank der Touristen eines Tages europaweit der größte Rolex Verkäufer. Rolex verkauft für den Export übrigens auch Uhren unter anderen Namen, wie zum Beispiel Marconi oder Aqua, Genex, Rolco, Rolwatco und Unicorn.

Dass die Qualität des Marconi Werkes oben und dieses Werkes hier nichts, aber auch gar nichts, mit der Qualität des obigen Chronometers zu tun hat, sieht auch ein Laie. Aber auch das hier ist eine Rolex. Es ist eine sogenannte Canadian Rolex. Für Kanada gibt es keine Aegler Werke, da gibt es nur die billigen FHF (Fabrique d'Horlogerie de Fontainemelon) Uhrwerke. Von der FHF wird Rolex im Laufe der Jahrzehnte ein Dutzend verschiedener Kaliber beziehen. Aber auch für die Canadian Rolex gibt es Sammler und Sammlerclubs. Das ist wirklich ein Phänomen, es wird heute alles gesammelt, wo Rolex drauf steht.

Weshalb weiß ich nicht. Fritz von Osterhausen, einer der wenigen Fachleute auf dem Gebiet der Uhrengeschichte, weiß es auch nicht so recht. So schreibt er in seinem nützlichen kleinen Buch Wie kaufe ich eine alte Armbanduhr: Ein Ratgeber für Sammler: Allerdings muß sich derjenige, der sich für die Marke Rolex als Sammelgebiet entscheidet, darüber klar sein, daß der größte Teil der älteren, vom Nimbus dieser Innovationen lebenden Modelle heute sehr hohe Preise hat. Preise, die sich (anders als zum Beispiel bei Patek Philippe) keineswegs durch besonders hohe Werksqualität oder besonders schöne Vollendung rechtfertigen lassen. Die meisten der Rolex-Werke waren und sind recht einfach und durchschnittlich im Finish, dafür robust, zuverlässig und ziemlich ganggenau. Aber es fehlt ihnen diese technische Finesse, Eleganz und Ausstrahlung, diese sichtbare und genießbare Qualität, die etwa die Werke von Patek Philippe, Vacheron & Constantin oder IWC ausstrahlen.

Um den letzten Satz zu illustrieren, habe ich oben das IWC Kaliber 89 aus den fünfziger Jahren abgebildet. Und Sie vergleichen das einmal mit dem Rolex Kaliber 1220 hier. Das hat eine sogenannte indirekte Zentralsekunde, die man an der Feder in der Mitte erkennt. Die soll das Flattern des Zahnrades verhindern, das die Kraft vom Sekundenrad auf die Mitte überträgt. Eine solche Konstruktion ist 1970 weit hinter der technischen Entwicklung zurück (die englische ➱Smiths oder das Kaliber 25 von Dr ➱Kurtz hat die gleiche Konstruktion). Und es fehlt ihm eben diese sichtbare und genießbare Qualität, die etwa die Werke von Patek Philippe, Vacheron & Constantin oder IWC ausstrahlen. Das IWC Kaliber 89 hat zwar auch eine indirekte Zentralsekunde, aber dank der genialen Konstruktion von Roger Puthod ist von dem störenden aufgesetzten Zahnrad nichts zu sehen.

Das hier ist keine echte Rolex, das sieht, wie der Volksmund sagen würde, ein Blinder mit Krückstock. Diese Uhr wurde Ende der siebziger Jahre bei Tchibo angeboten. Ich habe so etwas aus Kuriosität auch noch in einer Schublade liegen. In der Uhr tickte ein billiges, fünfsteiniges Stiftankerwerk von Baumgartner. Kaum war die billige Uhr in den Tchibo Läden, da wurde der Kaffeeröster von Rolex verklagt. Rolex klagt gerne und viel, der Hans Wilsdorf ist ein Streithansl. Man hat manchmal das Gefühl, dass Rolex mehr Rechtsanwälte als Uhrmacher beschäftigt. Der kleine jüdische Juwelier in der Bronx, der unberechtigt ein Rolex Schild in seinem Schaufenster hat, wird ebenso verklagt wie das Auktionsportal ebay. Der Prozess gegen Tchibo dauerte übrigens fünfzehn Jahre, erst der Bundesgerichtshof sprach das letzte Wort. Wenn Sie es lesen wollen, klicken Sie ➱hier.

Dieses Werk war auch Gegenstand eines Prozesses. Es ist ein Automatikwerk mit Rotorautomatik der Firma Felsa, das 1942 auf den Markt kam. Es zog beidseitig auf, hatte deshalb den schönen Namen Bidynator. Man erkennt ein Bidynator Werk immer an dem kleinen Pfeil unter dem Rotorlager, der dem Uhrmacher zeigt, wie er den Rotor entriegelt. Hier wurde das Werk von Ernest Borel noch mit einer Incastar Feinregulierung (das ist das kleine Rädchen neben der Stoßsicherung) veredelt. Wilsdorf verklagte Felsa, weil er mit dem von Emile Borer konstruierten Automatikkaliber 620 NA im Jahre 1931 ein Patent auf die Rotorautomatik erhalten hatte. Die allerdings das Federhaus nur in einer Richtung aufzog. Wilsdorf musste sich von den Richtern belehren lassen, dass ein beidseitiger Aufzug etwas anderes als ein einseitiger Aufzug ist. Na ja, man kann es ja mal versuchen. Die Prozesskosten kommen über den Preis der Rolex immer wieder herein.

Der absurdeste Prozess, den Rolex verlor, war der um nachträglich von Juwelieren angefertigte Diamantlünetten. Ich zitiere mal eben etwas, was schon in dem Post über ➱Louis Vuitton stand: Es ist immer sehr komisch, wenn Luxusgüterfirmen die Kunst für sich vor Gericht reklamieren. Rolex hat vor Jahren einmal behauptet, dass ihre Uhren Kunstwerke sein, die nicht verändert werden dürften. Da hatten sich Rolex Besitzer bei einem Juwelier eine Diamantlünette auf ihre Rolex basteln lassen. Das, was in Zuhälterkreisen 'Scherbenkranz' heißt. So etwas hat Rolex auch im Angebot, ist aber woanders billiger. Rolex hatte solche Uhren einbehalten, als die zum Kundendienst kamen. Weil es ja Kunstwerke sind, die man nicht verändern darf. Das oberste deutsche Gericht urteilte mit gesundem Menschenverstand, dass jeder Käufer mit seiner Rolex machen kann, was er will. Er kann sie grün anmalen, wenn ihm das gefällt. Ist eine echte Alternative.

Auf dieser Anzeige mit dem englischen Rennfahrer Malcolm Campbell können wir lesen, dass Rolex fünfundzwanzig Weltrekorde für sich beansprucht. Jahrzehnte später wurden die Zahlen von Rolex der Firma Omega, die die Schweizer Chronometrie Wettbewerbe seit 1945 beinahe regelmäßig gewann, ein bisschen zu viel. Man verklagte Rolex in einem Zivilprozess. An dessen Ende festgestellt wurde, dass es sich nicht um Weltrekorde, sondern um Rekorde an Observatorien gehandelt hatte. Aber in wahrheitswidrigen Anzeigen ist Rolex ganz groß. Das betrifft sowohl die Schwimmerin ➱Mercedes Gleitze als auch die Behauptung, dass die Bezwinger des ➱Mount Everest Rolex Uhren getragen hätten.

Der verlorene Prozess gegen Omega lässt Wilsdorf wie ein beleidigtes Kind reagieren, er schickt ab 1957 keine Uhren mehr zu den Chronometrie Wettbewerben, die es seit Ende des Zweiten Weltkriegs gab. Wenn Sie alles über Chronometer wissen wollen, empfehle ich die Lektüre des Buches von Fritz von Osterhausen Armbanduhren - Chronometer: Mechanische Präzisionsuhren und ihre Prüfung. Während die Vielzahl von Uhrenmagazinen heute nur bessere PR Broschüren Schweizer Firmen sind, ist Fritz von Osterhausen in seinen Schriften immer ein seriöser Fachmann geblieben.

Auf dem Zifferblatt einer Rolex findet man die Aufschrift superlative chronometer officially certified. Klingt toll, besagt aber nur, dass die Uhr einen Test des COSC (Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres) bestanden hat. Für viele Hersteller von Präzisionsuhren war eine solche Aufschrift in den fünfziger und sechziger Jahren kontraproduktiv, man konnte davon ausgehen, dass ihre Produkte so feingestellt (adjusted) waren, dass sie jederzeit ein Chronometerzeugnis bekommen hätten. Nur die Firma  Omega verwendete bei ihren Constellation Modellen den Schriftzug chronometer officially certified, verzichtete dabei aber auf das prahlerische Wort superlative. Die Constellation war Omegas Flaggschiff im Kampf um die Vorherrschaft im Chronometergeschäft. In den Jahren von 1958 bis 1969 waren Omega (nicht Rolex) der größte Hersteller der Schweiz von COSC geprüften Chronometern. Dann kam die Quarzkrise und die schlimmste Stunde der Schweizer Uhrenindustrie. Und ja, auch Rolex hat Quarzuhren gebaut. Wie man hier sehen kann.

Jeder gute Uhrmacher kann eine Rolex reparieren. Falls er an die Ersatzteile kommt, aber das ist schwer, denn Rolex bindet den ganzen after sale service an sich. Damit ist viel Geld zu verdienen. Der Kunde kann das alles nie nachprüfen, denn er bekommt die Rolex gar nicht erst auf. Dennoch schwören manche Rolex Besitzer auf Uhrmacher, die keine Rolex Konzession haben. Rolex Ersatzteile gibt es zum Leidwesen der Firma auch auf dem grauen Markt. Und eine Rolex Tudor zu warten, ist eh ein Kinderspiel; denn da sind ganz normale ETA Werke drin, dafür gibt es genügend Ersatzteile. Ich habe bei YouTube ein Video mit dem Titel How to service a Rolex at home gefunden, was ➱hier vorgemacht wird, ist nicht zur Nachahmung empfohlen.

Nicht alle Uhren werden von Rolex repariert, Sammler, die eine alte bubble back (Bild) haben, sind nicht die Lieblingskunden von Rolex. Es geschieht häufig, dass Rolex anstelle von Service und Reparatur einen verbilligten Neukauf anbietet. Während man bei der IWC noch Ersatzteile für Taschenuhren aus dem 19. Jahrhundert besitzt und Omega einen mustergültigen Service für Sammler anbietet, sucht man einen solchen Service bei der Firma Rolex vergebens.

Rolex Uhren werden weltweit gefälscht, es gibt gute und schlechte Fälschungen. Höflicherweise bezeichnet man sie als Nachtauslagen. So schrieb die Mail Online vor Jahren unter dem Titel An idiot's guide to buying a fake Rolex: In the old days, counterfeit Rolexes were so poorly made that not even a blind chimp would mistake one for the real thing. They conferred upon the wearer an aura of tacky desperation, not cool. Nowadays, it’s a different story. The old tell-tale giveaways – sloppy printing, soft metal and cheap quartz movements that made the second hand clunk its way round the dial – have been eradicated. Good fakes feel substantial, keep decent time and have the patina of high quality. Some are so convincing that the only way to tell they’re fake is to take the back off. Auch das grüne Siegel (das nicht nur giftig grün, sondern auch wirklich giftig ist) auf dem Gehäuseboden ist für Fälscher keine Schwierigkeit. Manche Käufer nehmen das nie ab, aber das sind auch die gleichen, die das Namensetikett des Anzugsherstellers auf dem Ärmel lassen.

Rolex Uhren werden gerne geschmuggelt (fragen Sie Kalle Rummenigge, wie man das richtig macht) und gestohlen. Sogar dem Leibwächter von Gauck ist in Italien seine Rolex gestohlen worden. War aber nur ein Imitat. Rolex hat da eine Schwarze Liste, in der alle als gestohlenen gemeldeten Uhren notiert sind. Wenden Sie sich vertrauensvoll an Rolex in Köln. Lieber vor als nach dem Kauf. Früher genügte ein Fax, heute wollen die allerdings die Uhr sehen.

Rolex tritt als Sponsor für die Weltreiterspiele, für Tennisturniere, Segelregatten und Golfturniere auf. Das enfant terrible unter den Golfprofis John Daly hat in einer schweren persönlichen Krise einen Countrysong geschrieben, in dem sich die schöne Zeile finden all my Exes wear Rolexes. Wenn man ganz tief unten ist, dann muss es eine Rolex sein.

Christian Wulff soll sich seine verpfändete Rolex Oyster Cosmograph Daytona (die er sich als Neunzehnjähriger für 825 Mark gekauft hatte) inzwischen wieder zurückgekauft haben. Das Modell läuft mit einer bestimmten ➱Zifferblattvariante auch unter dem Namen Paul Newman, es hat im letzten Jahrzehnt eine völlig irrationale Preisentwicklung durchgemacht. Die in der Qualität durch nichts gerechtfertigt ist. Es ist auch nicht so, dass die Uhr besonders selten ist, es gibt hunderttausende davon. Die hat Paul Newman natürlich alle getragen. Von meiner Cuervo y Sobrinos aus Havanna aus den dreißiger Jahren gibt es bestimmt nur ganz wenige. In der großen Uhr tickt ein Juvenia Werk, das blaue Steine statt der roten Rubine hat. Ich habe meine Cuervo schon einmal in dem Post ➱Havanna erwähnt, sollte aber noch sagen, dass die Firma in den dreißiger Jahren auch Rolex Uhren verkauft hat.

Wenn man ganz weit oben ist, aber kurz vor dem Absturz steht, dann auch. Diese goldene Rolex hat ➱Marilyn Monroe John F. Kennedy geschenkt, damals als sie Happy Birthday Mr President sang. Trägt die Gravur Jack, With love as always from Marilyn May 29th 1962. Wenig später war Marilyn tot. Und Kennedy hat die Uhr sofort verhökern lassen. In der Schachtel war noch ein kleiner Zettel mit einem Gedicht A Heartfelt Plea on Your Birthday:

Let lovers breathe their sighs
And roses bloom and music sound
Let passion burn on lips and eyes
And pleasures merry world go round
Let golden sunshine flood the sky
And let me love
Or let me die!


Für Rolex Freunde ist Rolex die beste Uhr der Welt. Sie leben mit einem Mythos, der aus vielen kleinen Lügen gebastelt ist. Man könnte nicht zu Unrecht kübelweise Häme über die Marke ausgießen, ich lasse das. Ich habe auch keine Rolex. Ich lasse das letzte Wort heute Dr. Lucien F. Trueb, der fünfundzwanzig Jahre bei der Neuen Zürcher Zeitung als Wissenschaftsjounalist tätig war. In seinem (sehr empfehlenswerten) Buch Die Zeit der Uhren sagt er: Daß man auf einer Rolex die ungefähre Zeit ablesen kann, ist von sekundärer Bedeutung. Die Werbung akzentuiert zwar bis an die Grenzen des Machbaren vorstoßende Uhrmacherkunst, doch weiß man bei Rolex ganz genau, daß man ihr Produkt wegen des Prestiges kauft. Wer eine wirklich genaue, robuste Uhr in qualitativ hochwertiger Ausführung und gutem Design braucht, bekommt sie anderswo zu einem Bruchteil des Rolex-Preises. Um einen führenden Manager der Uhrenindustrie zu zitieren: 'Rolex ist ein Kultobjekt, das sich jeder rationalen Betrachtung entzieht.' Zwar sind bei sehr vielen Uhrenmarken die Emotionen wichtiger als das Produkt. Doch Rolex hat es fertiggebracht, wie die Religionen, die Politik und der Film das noch viel profitablere Geschäft mit Illusionen zu erschließen.

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