Donnerstag, 20. Januar 2011

Edward VIII


Eigentlich hieß er David, auf jeden Fall in seiner Familie. König wurde er als Edward VIII, später war er Herzog von Windsor. Er bewunderte die Nazis und war der bestgekleidete Mann seiner Zeit. Er hatte auch eine Knopfsammlung von allen englischen Uniformknöpfen. Viel weiter gingen seine intellektuellen Interessen nicht. Look at this extraordinary little book which Lady Desborough says I ought to read. Have you ever heard of it? fragt er seinen Privatsekretär. Das extraordinary little book war Charlotte Brontës Jane Eyre. Einmal bewirtet er den Romanautor ➱Thomas Hardy. Um in der etwas frostigen Atmosphäre ein wenig Konversation zu machen, verblüfft er Hardy mit den Sätzen: Now, you can settle this, Mr Hardy. I was having an argument with my Mama the other day. She said you had once written a book called 'Tess Of The d'Urbervilles', and I said I was sure it was by somebody else. Hardy hat nicht einmal mit der Wimper gezuckt und nur Yes, Sir, that was the name of one of my novels gesagt. Vielleicht hätte sich David weniger um die Knöpfe und mehr um die englische Literatur kümmern sollen.

Heute vor 75 Jahren starb sein Vater George V. Der einmal gesagt hatte - und das war schon recht weitsichtig von ihm: After I am dead, the boy will ruin himself in 12 months. Nicht einmal die zwölf Monate hat er es auf dem Thron ausgehalten. Sein Vater ist nicht ganz unschuldig an dem, was aus seinen Söhnen geworden ist. Der wunderbare Satz von George My father was afraid of his mother, I was frightened of my father, and I'm damned well going to see that my children are frightened of me ist wahrscheinlich so nicht gesagt worden. Er beschreibt aber, se non vero è ben trovato, die Situation im Schloss von Windsor seit den Tagen von Königin Victoria. Man kann über Edward VIII lächeln, man kann ihn aber auch als eine tragische Figur sehen.

Als Edward VIII abdankte entstand da, wo er eines Tages einmal Gouverneur sein würde, ein Calypso, der später durch Harry Belafonte bekannt wurde. Der Calypso It was love, love alone, caused King Edward to leave his throne zeigte, dass diese Musikform ja einmal eine politische Kommunikationsform gewesen war. Was den englischen Kolonialherren nie so recht gefallen hat.

It was love; love alone
Caused King Edward to leave his throne
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

On the 10th of December we heard the talk
He gave his throne to the Duke of York
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

King Edward was noble, King Edward was great
it was love that caused him to abdicate
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

He said he was sorry that his Mommy would grieve
he cannot help it, he would have to leave
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

You can take his power you can take his bought
leave him with his yachting boat
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

You can take his money you can take his store
but leave him that lady from Baltimore
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

I don't know what Mrs Simpson got in her bone
that caused the king to leave his throne
It was love, love, love, love, love alone
Caused King Edward to leave his throne

On the 10th of December 1936
the Duke of Windsor went to get his kicks
It was love; love alone
Caused King Edward to leave his throne

It was love; love, love, love,
love, love, love, love
love, love, it was love, love alone
Caused King Edward to leave his throne.

Ich mag eigentlich Philip Ziegler als Biographen nicht so sehr (langweiliger Stil, kein panache), aber sein Buch King Edward VIII: The Official Biography von 1990 bleibt wohl vorerst das Standardwerk. Viel amüsanter sind die Tagebücher von Sir Alan Lascelles, der einmal Privatsekretär des zukünftigen Königs war. Faszinierend ist das Buch The Last of the Duchess von Lady Caroline Blackwood, das die Zeit des Herzogs (und natürlich der Herzogin) im selbstgewählten Pariser Exil beschreibt. Über die als "Dokumentation" apostrophierte Peinlichkeit, die das ZDF vorgestern gesendet hat, möchte ich nichts sagen. Es war aber ein trauriger Versuch, journalistisch Bild und Bunte noch zu unterbieten. Über den Herzog von Windsor als Ikone der Herrenmode werde ich bei Gelegenheit noch einmal etwas schreiben. Nicht jetzt, weil ich das Gefühl habe, dass dieser Blog in den ersten Wochen des Jahres schon etwas modelastig geworden ist. Was mir allerdings auf den Seiten des Stilforums den Satz Jay produziert so ziemlich das Brillanteste, was es im deutschsprachigen Blog-Universum zu lesen gibt eingetragen hat. Das höre und lese ich natürlich gerne.

2 Kommentare:

  1. Lieber Jay,

    herzlichen Dank für das Re-Zitat, welches allerdings dem Stilmagazin entstammt, nicht dem Stilforum.

    Außerdem bezog sich meine Empfehlung, gerade dort, explizit auf andere Aspekte von Stil, nicht einen reduzierten Fokus auf die "richtige" Kleidung, die "richtige" Uhr oder den "richtigen" Whisky - um den Rest meines Kommentars dort auch zu zitieren: "In "Silvae" findet sich Stil in jeder Hinsicht, nicht nur auf Kleidung reduziert wie hier zumeist und an vielen anderen Orten."

    Daher: Gerne mehr über Stil jeder Art, Politik, Literatur, Philosophy - Kleider-Blogs jeder Art gibt's schon genug!

    dE

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  2. Ich werde mich bemühen, den Wünschen nachzukommen und dem Lob gerecht zu werden - und werde auch nie wieder Stilmagazin und Stilforum verwechseln.

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