Samstag, 5. November 2011

Uns Uwe


Man erkennt ihn ja sofort, selbst wenn er in ➱Olli Dittrichs Sendung Ditsche auf dem Stammplatz von Schildkröte sitzt. Olli Dittrich ist ein großer Fußball Fan. Man kennt seine ➱Beckenbauer Imitation ja noch, aber er hat auch mal richtig Fußball gespielt, beim TuS Alstertal. Hat es immerhin in die A-Jugend geschafft. Als er noch ein kleiner Hamburger Butscher war, hat er mal mit dem hellblauen Aral-Sammelalbum der Fußball-WM 1966 in England Uwe Seeler beim Training am Rothenbaum aufgelauert. Es war ein kalter Tag, und als Uwe Seeler endlich aus der Kabine kam, war der Kugelschreiber des kleinen Olli eingefroren. Uwe hatte Schwierigkeiten, seinen Namen ins Album zu kritzeln. Kauf dir mal 'nen anständigen Stift, Junge! hat Uwe ihm gesagt, den Satz hat Olli Dittrich nie vergessen. Das Aral-Sammelalbum mit den Fußballbildern und der Unterschrift von uns Uwe hat er immer noch.

Als ich so alt war wie Olli Dittrich damals, ist es mir mal gelungen, die Autogramme von allen Spielern von Werder Bremen auf zwei Bierdeckeln zu bekommen. Wir hatten auf der Rückfahrt von Hamburg in einer Autobahnraststätte haltgemacht. Und da saß schon die ganze Mannschaft von Werder, die wenige Stunden zuvor den HSV im Volksparkstadion geschlagen hatte, beim Kaffee. So normal war damals die Fußballwelt. Fußballer beim Kaffee im Garten der Autobahnraststätte Grundbergsee. Ich hatte ja ein bisschen Schiss, als ich zu ihren Tischen ging, und ich hatte auch kein Sammelalbum. Aber einen Kugelschreiber hatte ich, und fünf Minuten später hatte ich die Unterschriften von den Helden meiner Jugend auf den Bierdeckeln. Damals sahen die so aus wie die da oben. Ich habe allerdings im  Gegensatz zu Olli Dittrich kein Autogramm von Uwe.

Dafür habe ich den gesehen, als ihn noch keiner keiner kannte. Das war bei einem Freundschaftsspiel Werder Bremen gegen Bolton Wanderers, und da gab es ein Vorspiel Schüler Bremen gegen Schüler Hamburg. Normalerweise guckt da ja keiner hin; und als ich kam, war die zweite Halbzeit schon beinahe zu Ende. Ich hatte einen Stehplatz auf der anderen Seite von der Tribüne (eine Rundumtribüne gab es damals noch nicht), nach der Seite zum Osterdeich hin. Aber ich konnte ganz genau sehen, dass da so ein kleiner dicker quirliger Hamburger den Strafraum der Bremer Schüler aufmischte. Knallte den Ball gegen die Latte. holte ihn sich wieder. Knallte ihn gegen die Abwehrmauer, holte ihn sich wieder und hämmerte ihn ins Tor. Da spendeten sogar die Bremer Zuschauer Beifall. Die Erwachsenen hinter mir sagten beinahe unisono aus dem wird noch mal was. Niemand wusste, wie er hieß.

Heute weiß ich das natürlich, es ist ja auch noch etwas aus ihm geworden. Ich habe ihn noch einige Male spielen sehen, da war er nicht immer toll. Häufig war sein Bruder Dieter, der immer in seinem Schatten stand, der bessere Spieler. Aber ein Spiel werde ich nicht vergessen, in dem Uwe Seeler der Hamburger Held wurde. Er wird es auch nicht vergessen, er hat es in der Vergangenheit mehrfach als das denkwürdigste Spiel seiner Karriere bezeichnet. Es war das Spiel an einem nebligen zweiten Weihnachtstag im Jahre 1957. Bei uns lief anfangs alles schief, erinnert sich Uwe Seeler. Schon nach fünf Minuten verletzte sich unser Mittelläufer und Leitwolf Jupp Posipal, der "WM-Held von Bern 1954", am Knöchel. Horst Schnoor im Tor flogen die Bälle nur so um die Ohren: Schon in der 8. Minute klingelte es in seinem Kasten und dann in der 32., 39. und 43. noch weitere drei Male. 0:4 – das Ding war gegessen, keine Frage. Ja, das glaubt man, wenn man zur Pause 0:4 zurückliegt. Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht, dann müssen Sie doch mal eben den Post ➱Hannover 96 anklicken.

Uwe Seeler ist weltbekannt, sogar ein Musikinstrument in Südafrika heißt nach ihm. Die können seinen Namen nur nicht richtig aussprechen, sodass Wuwu Sela daraus geworden ist. Ja, ich habe schon gehört, dass man meinen Namen ständig mit der WM-Tröte Vuvuzela verwechselt. Ich finde das sehr lustig, hat er einem Journalisten gesagt. Und falls Sie diese grauenhafte Tröte schon vergessen haben sollten, schauen Sie doch einmal eben ➱hier hinein.

Und natürlich herzliche Glückwünsche an das Geburtstagskind in Norderstedt. Verbunden mit den besten Wünschen für den HSV, dem er immer treu geblieben ist. Denn wir wollen doch nicht, dass die am Ende der Saison zum Relegationsspiel zu St. Pauli ans Millerntor müssen. Am Ende der Saison 1957/58 stand der HSV übrigens dank des denkwürdigen Spiels in Bremen (und dank Uwe Seeler) auf dem Platz Eins der Oberliga Nord.

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