Freitag, 2. Dezember 2011

Napoleon III


Heute vor 160 Jahren hat Charles-Louis-Napoleon Bonaparte einen Staatsstreich gemacht und eine Diktatur errichtet. Es war nicht sein erster Versuch, um Kaiser von Frankreich zu werden. Aber dieser war erfolgreich. Immer wenn die bisherigen Versuche gescheitert waren, musste er ins Exil. Nach Amerika, England oder in die Schweiz ins Schloss Arenenberg, wo er seine Jugend verbracht hatte. Aber er ist immer wieder nach Paris gekommen, weil er ja unbedingt Empereur werden wollte. Wenn man Napoleon Bonaparte heißt, dann hat man wohl nichts anderes im Sinn. Und wenn man auch nur ein schwacher Abklatsch von dem großen Napoleon ist und Victor Hugo ihn einen Napoleon le Petit nennt, dann will man auch ganz viele Kriege führen. Obwohl man gerade gesagt hat L'Empire, c'est la paix. Vorher lässt man natürlich noch Demokraten wie Alexis de Tocqueville verhaften, zwingt Schriftsteller wie Victor Hugo ins Exil und verbannt politische Gefangene auf die Teufelsinsel. Und wenn man dann ganz unter sich ist, dann schickt man die Ehefrau zum Einkaufen zu Worth und lässt sich von Winterhalter malen.

Wenn er hier neben dem Herrn mit der Pickelhaube bei Sedan auf der Bank sitzt, ist für ihn allerdings schon alles vorbei. Jetzt heißt es Ab nach Kassel. Danach bleibt ihm nur noch das Exil in England. Und Charles Frederick Worth verliert seine wichtigste Kundin. Wahrscheinlich ist das einzige, was an ihn erinnert, das vom Baron Haussmann umgebaute Paris. Und natürlich dieses wunderbare Napoleonspiel von Wilhelm Busch, dessen erste Verse ich seit meiner Kindheit nicht vergessen habe:









»Eins, zwei, drei – ich zähl' herum –
Der Louis ist Napolium!«
Man rüstet sich, so schnell man kann,
Der Louis zieht die Stiefel an.
Schon sieht man aufeinandergehen
Die beiderseitigen Armeen.
Alsbald so kriegen ihre Strafe
Der böse Turko und der Zuave.
Besonders glänzend zeigt sich hie
Die Wirksamkeit der Artillerie.
Nun wird die Sache aber übel:
Der Louis rennt aus seinem Stiebel
Und wird bei Metz, wie er sich stemmt,
Zum größten Teile eingeklemmt.
Nun rettet er sich wifeman
Mit Schnelligkeit bis nach Sedan.
Indessen bälder, als er denkt,
Fühlt er auch hier sich sehr beengt.
Und kein Entwischen gibt es hier.
Viktoria! den hätten wir!!
Der Louis schreit: »Auch weh! Au weh!«
Denn jetzo geht's nach Wilhelmshöh'.
Schwapp! liegt er da im weichen Lehm,
Bequem und doch nicht angenehm.
»Ne!« – schreit der Louis laut und sehr –
»Napolium spiel ich niemals mehr!!«


1 Kommentar:

  1. Eine schöne Anekdote ist die, dass die Herrn Worth und Hermès, als Napoleon III. das Schloss in den Tuilerien fluchtartig verlassen hat müssen, mit dem Pöppel ins Schloss rannten und ein paar der Staatsroben und lederne Accessoires zu retten versuchten. Doch leider hatten sich die Vorstädterinnen schon die Karren mit Kleidern und Wäsche vollgepackt und für Worth war nichts mehr übrig. Hermès hingegen hatte etwas mehr Glück...

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