Montag, 11. November 2013

Millionär


Welche Musik ich jetzt höre? Ich könnte natürlich dies ➱hier hören, 

I had the blues right there, mean and mean and mean and low
As low as the heels on my alligator shoes
You should know how it feels to have these millionaire blues
Millionaire blues

Aber da dies ein Blog mit gehobenem Niveau ist, zitieren wir statt der Dire Straits lieber Horaz, denn wir sind wirklich nicht in dire straitsNunc est bibendum, nunc pede libero pulsanda tellus, nunc Saliaribus ornare pulvinar deorum tempus erat dapibus, sodales. Und ich schütte mir einen kleinen schottischen Whisky ein. Eine Million Leser, wow. Ich habe dafür drei Jahre und einige Monate gebraucht (Google zählt mich seit Ende Juli 2010). Vor vier Jahren wusste ich noch nicht, was ein Blog ist, jetzt bin ich in ungeahnten Höhen. Dabei bin ich nicht schwindelfrei. Und ich werde einen Deubel tun und mit Egmont sagen: Ich stehe hoch und kann und muß noch höher steigen; ich fühle mir Hoffnung, Mut und Kraft. Noch hab ich meines Wachstums Gipfel nicht erreicht; und steh ich droben einst, so will ich fest, nicht ängstlich stehn. Ich weiß, wie das Stück ausgeht.

Natürlich ist das alles eitel, wie schon Andreas Gryphius wusste: Du sihst / wohin du sihst, nur eitelkeit auff erden. Aber heute wollen wir nicht an das vanitas vanitatum denken, heute sind wir eitel. Ich habe nicht vergessen, dass einmal ein Leser schrieb: Ihr Weblog ist ein Diamant unter den unzähligen beliebigen und nichtssagenden Sandkörnern in der 'blogosphere'! Solch schöne Sätze merke ich mir natürlich. Ich bin eitel genug, mich des kleinen Beifalls zu rühmen, welchen die zwei ersten Teile meiner Schriften, hier und da, erhalten haben. Ich würde dem Publico ein sehr abgeschmacktes Kompliment machen, wann ich ihn ganz und gar nicht verdient zu haben, bekennen wollte. Das ist nicht von mir, das ist von Lessing.

Wie geht es weiter? Que sera, sera, wie ➱Doris Day so schön in dem Hitchcock Film The man who knew too much singt. In diesem Blog weiß man - ebenso wie bei Hitchcock - nie, was kommt. Der Wechsel allein ist das Beständige. Und alles ist irgendwie neu, weil wir Blogger der Meinung sind, dass noch niemand vor uns je auf die Idee gekommen ist, über das zu schreiben, über das wir gerade schreiben. Wie ➱Descartes sagte: comme si jamais personne avant vous n'avait ni pensé. Ich spielte einige Tage mit der Idee, diesen Blog zu beenden und irgendwo in einer stillen Ecke des Internets mit anderem Namen neu anzufangen. Aber ich habe den Gedanken aufgegeben. Ich bleibe, wer ich bin und wo ich bin.

Natürlich bin ich meinen Lesern dankbar, ich wäre nichts ohne sie. Bleiben Sie mir gewogen. Und zum Schluss gibt es ein Gedicht von James Tate, während ich mir ein zweites Glas Whisky einschütte. Nicht so'n Zeug wie ➱Cutty Sark (die Cutty Sark Geschichte müssen Sie unbedingt lesen), heute gibt es den köstlichen Bruichladdich.

Dear Reader

I am trying to pry open your casket
with this burning snowflake.

I'll give up my sleep for you.
This freezing sleet keeps coming down
and I can barely see.

If this trick works we can rub our hands
together, maybe

start a little fire
with our idenification papers.
I don't know but I keep working, working

half hating you,
half eaten by the moon.

3 Kommentare:

  1. Nicht nur BILD hat ein Millionen-Publikum.Gottseidank.

    AntwortenLöschen
  2. Herzlichen Glückwunsch und danke fürs schreiben.

    AntwortenLöschen
  3. Seit der Hommage an die 900.000 hab ich auch dieses und jenes hier angeklickt. Ich habe nicht alles verstanden und mich auch nicht zu einem Englisch-Kurs angemeldet, aber es gab trotzdem viele schöne Posts; Artikel wäre ja wirklich zu profan.
    Drei Jahre? Dann mal auf zur zweiten Million, die sich angeblich leichter erreichen lässt.

    AntwortenLöschen