Mittwoch, 25. Dezember 2013

1. Weihnachtstag


Wieder zu viel vom Kartoffelsalat und den Würstchen gegessen, jedes Jahr schwöre ich, dass ich's nicht mehr tue. Und, liebe Sabine, die Weihnachtsmandeln, die in der Tüte an dem Geschenk hingen, sind auch längst vertilgt. Mit dem Auspacken der Geschenke lasse ich mir Zeit, aber die beiden wunderbaren Bremensien über Bremen-Nord in den fünfziger Jahren und die Böttcherstraße, die habe ich schon bewundert. Ich war gestern stundenlang vom Netz getrennt, weil Vodafone zu blöd war. Für einen Blogger war das schon eine Entzugserscheinung. Konnte so auch keine tausend Weihnachtsmails verschicken. Aber ich habe es überstanden, habe eine CD mit engelsgleichen Stimmen eingelegt und ein Buch gelesen. Kann nie schaden.

Die Firma Vodafone hatte ja mal vor Jahren die ➱IWC Schaffhausen gekauft, was mich damals unheimlich geärgert hat. Zuerst hatte vor vielen Jahren die Firma VDO die IWC zusammen mit Jaeger Le Coultre und Favre-Leuba gekauft. Die Firmen standen in der Quarzkrise vor der Pleite und waren billig zu haben. VDO wurden eines Tages von Mannesmann geschluckt, und die dann wieder von Vodafone. Das ist das Monopoly Spiel des internationalen Kapitalismus. Wenn die Firma Vodafone die IWC behalten hätte, dann wäre diese traditionsreiche Schweizer Uhrenfirma (hier eins ihrer ersten Uhrwerke aus dem 19. Jahrhundert) heute bestimmt pleite. Der erster Berater von Vodaphone gestern Nacht am Telephon war ein Vollpfosten, er redete nur Unsinn. Das nennt sich Service Hotline. Nach einer halben Stunde erwischte ich einen anderen, wir brauchten uns nur eine Minute lang zu unterhalten. Ich bekam ein neues Kennwort und eine Viertelstunde später war ich im Internet.

Aber seien wir ehrlich, es geht natürlich ohne Vodafone und Internet. Und deshalb blicken wir am ersten Weihnachtstag einmal ein paar Jahrhunderte zurück und schauen in die Tagebücher von Samuel Pepys: 'Christmas-day (1662).—Had a pleasant walk to Whitehall, where I intended to have received the communion with the family, but I came a little too late. So I walked up into the house, and spent my time looking over pictures, particularly the ships in King Henry the Eighth's Voyage to Bullaen; marking the great difference between those built then and now. By and by, down to the chapel again, where Bishop Morley preached on the song of the angels, "Glory to God on high, on earth peace and good-will towards men." Bethought he made but a poor sermon, but long, and reprehending the common jollity of the court for the true joy that shall and ought to be on those days. Particularised concerning their excess in plays and gaming, saying that he whose device it is to keep the gamesters in order and within bounds, serves but for a second rather in a duel, meaning the groomer porter. Upon which it was worth observing how far they are come from taking the reprehensions of a bishop seriously, that they all laugh in the chapel when he reflected on their ill actions and courses. He did much press us to joy in these public days of joy, and to hospitality. But one that stood by whispered in my eare, that the bishop do not spend one groat to the poor himself. The sermon done, a good anthem followed with vials, and the king came down to receive the sacrament.

'Christmas-day (1668).—To church in the morning, and there saw a wedding in the church, which I have not seen many a day; and the young people so merry one with another, and strange to see what delight we married people have to see these poor fools decoyed into our condition, every man and woman gazing and smiling at them.

'Christmas-day (1668).—To dinner alone with any wife, who, poor wretch ! sat undressed all day till ten at night, altering and lacing of a noble petticoat; while I by her making the boy read to me the Life of Julius Ceasar, and Des Cartes's book of Music.'

Das wär's doch, die Kiddies Descartes vorlesen lassen! Wir leben inzwischen in einer anderen Welt. Das Buch von Claire Tomalin, Samuel Pepys: The Unequalled Self, habe ich nicht zufällig da oben abgebildet, es ist eine wunderbare Biographie, die zu Recht das Lob der Kritiker bekommen hat. Mehr zu Samuel Pepys gibt es ➱hier, es ist ein Autor, den man wie ➱Montaigne immer lesen kann. Nicht nur, wenn einen das Internet verlässt.

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