Samstag, 19. April 2014

Lord Byron


Then peace to thy spirit, my earliest Friend,
Beloved in thy life, and deplored in thine end;
Yet happy art thou to escape from the woe
Which awaits the survivors of friendship below.

I should not lament thee because thou art free
From the pangs that assail human nature and me;
Yet still I deplore thee in whom I have lost
The companion of childhood I valued the most.

Oh, if there is heaven thou surely art blest,
If death is eternal, at least then at rest.
Then away with the tears which we fruitlessly shed –
Let us mourn for the living, not weep for the dead.

Yet to think of the days we together have seen,
Of what thou now art, and of what we have been.

Ich weiß nicht so ganz, ob das Gedicht wirklich echt ist. Wenn ja, dann ist der zehnjährige Byron, der gerade den Adelstitel eines Barons geerbt hat, schon ein richtiger Dichter. Auf jeden Fall beherrscht er die Konventionen des Klagelieds. Das Gedicht findet sich auf der Seite von ➱Peter Cochran, auf dieser ➱Seite mit den frühen Gedichten von Byron sucht man es vergeblich. Doch das folgende Gedicht, das wohl 1814 entstanden ist, das ist auf jeden Fall echt. Es ist ein Abschiedsgedicht für seine Jugendliebe, die zwei Jahre ältere Mary Chaworth. Die Nachbarsfamilien Byron und Chaworth haben ein leicht gespanntes Verhältnis zueinander. 1765 hatte Byrons Großonkel (von dem er den Titel und den Besitz erbte), den Großvater von Mary in einem Duell getötet. Doch im Jahre 1803, wenn sich Byron in Mary verliebt, ist das schon beinahe vergessen:

Farewell! if ever fondest prayer
For other's weal availed on high,
Mine will not all be lost in air,
But waft thy name beyond the sky.
'Twere vain to speak, to weep, to sigh:
Oh! more than tears of blood can tell,
When wrung from guilt's expiring eye,
Are in that word - Farewell! - Farewell!

These lips are mute, these eyes are dry;
But in my breast and in my brain,
Awake the pangs that pass not by,
The thought that ne'er shall sleep again.
My soul nor deigns nor dares complain,
Though grief and passion there rebel;
I only know we loved in vain -
I only feel - Farewell! - Farewell!

Ich habe dazu auch eine deutsche Übersetzung, die von dem Bremer Otto Gildemeister stammt. Der mehrfache Bürgermeister seiner Heimatstadt ist wohl der gebildetste Bremer im 19. Jahrhundert gewesen. Er ist in diesem Blog schon mehrfach erwähnt worden, irgendwann komme ich noch mal dazu, einen längeren Post über ihn zu schreiben. Schon als Schüler hatte er damit begonnen, sich an Übersetzungen zu versuchen. Am Ende seines Lebens hatte er Shakespeares Sonette, ➱Ariosts Der rasende Roland und Dantes Göttliche Komödie übersetzt. Und dazu noch Lord Byrons Werke in sechs Bänden. Und dann gibt es noch diese wunderbaren Essays von ihm, von denen der Rütten und Loening Verlag 1991 eine Auswahl unter dem Titel Allerhand Nörgeleien herausgebracht hatte. Die Essays sind aber auch ➱hier im Projekt Gutenberg zu lesen.

Lebwohl! – wenn je inbrünstig Flehn
Für andrer Glück dort oben gilt,
Dann wird nicht ganz in Luft verwehn
Mein Seufzer, der gen Himmel schwillt,
Nicht Trän' und Wort den Jammer stillt:
Mehr als ein Auge, heiß und hohl,
Aus dem der Strom der Reue quillt,
Sagt dieses Wort – Lebwohl! – lebwohl!

Mein Aug' ist dürr, mein Mund ist still,
Im Hirn und Herzen aber steht
Die Qual auf, die nicht rasten will,
Der Schmerz, der nimmer schlafen geht,
Nicht mehr die Seele klagt und fleht;
Denn Gram und Liebe stürmen wohl,
Doch weiß sie: unser Glück verweht!
Doch fühlt sie nur – lebwohl! – lebwohl!

Lord Byron ist heute vor 190 Jahren gestorben. Von ihm ist viel geblieben. Wir haben ja nicht so viele Dichter mit einem solchen Werk. Und solch einem Leben. Er spielt ➱Cricket auf dem berühmten Cricket Ground von Lords, streift in Venedig mitternachts seinen Frackmantel nach einer durchzechten Nacht ab, springt in den Canale Grande und schwimmt nach Hause. Über den Hellespont ist er auch geschwommen, das machen ihm noch jedes Jahr hunderte nach. Man wundert sich, dass er neben all dem noch zum Dichten kommt. Byrons Werk ist leicht erreichbar, mein Lesetip wären seine Briefe und Tagebücher. Da ist er (beinahe) ganz er selbst. Und dann kann ich noch Sigrid Combüchens schönen Roman ➱Byron empfehlen.

Byron ist in diesem Blog natürlich kein Unbekannter. Wenn Sie seinen Namen in das Suchfeld eingeben, werden Sie viele Ergebnisse bekommen. Eins ist ein amerikanischer Schauspieler, der nicht nur ein Byronic hero war, sondern auch noch Byron mit Vornamen heißt. Wir kennen ihn besser unter dem Namen James Dean.

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