Donnerstag, 24. September 2015

Guinness


Bei aller Anglomanie: ich mag das Zeuch nicht. Aber wir müssen den Namen Guinness heute mal eben erwähnen, weil der Stammvater der Guinness Bierbrauer Dynastie heute vor 290 Jahren geboren wurde. Ich hatte mal einen Guinness Pullover, der war schwarz und vorne stand in goldenen Lettern Guinness drauf. Da jeder wusste, das ich kein Guinness trinke, fand ich das eigentlich witzig. Natürlich trinke ich Guinness, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Höflichkeitshalber. Wie damals, als ich den irischen Dichter Seamus Heaney traf. Ich habe die Geschichte in dem Post ➱Seamus Heaney schon einmal erzählt, aber für den Fall, dass Sie das verpasst haben, kopiere ich es gerne noch einmal hierher:

Ich habe einmal den irischen Dichter Seamus Heaney getroffen. Das war lange bevor er weltberühmt wurde und den Nobelpreis for works of lyrical beauty and ethical depth, which exalt everyday miracles and the living past erhielt. Für die Zeit nach der Dichterlesung hatte der Veranstalter damals stilecht dafür gesorgt, dass genügend Guinness vom Fass bereit stand. Auch an echte große Guinness Gläser war gedacht worden. Ich persönlich mag das Zeug ja nicht wirklich, aber Seamus Heaney sprach dem irischen Nationalgetränk gerne zu. Er wirkte wie ein verschmitzter großer Junge, mit seinen roten Hosenträgern über dem weißen Hemd. Ich brachte ihn zum Lachen, als ich ihn fragte, ob sein Dichterkollege Robert Lowell jetzt immer Freibier von Guinness bekäme, wo er gerade die Guinness Erbin Caroline Blackwood geheiratet hätte.

Ja, ➱Robert Lowell war einmal mit Lady Caroline Blackwood verheiratet. Seine Stieftochter Ivana Lowell (➱vielleicht die Tochter des Pianisten und Komponisten Israel Citkowitz), erinnert sich heute noch gerne an ihn. An ihre Mutter und den Rest ihres Lebens nicht so sehr. Ihre Mutter Caroline Blackwood war eine Tochter des vierten Marquess of Dufferin and Ava und der Guinness Erbin Maureen Guinness.

Die Tochter der Guinness Erbin sammelte Berühmtheiten, sie war mit dem Maler ➱Lucian Freud, dem Komponisten Israel Citkowitz und dem Dichter Robert Lowell verheiratet, die Vielzahl der Liebhaber zählen wir jetzt mal nicht mit. Lowell hat seine Gattin als a mermaid who dines upon the bones of her winded lovers beschrieben. Nett. Yet why not say what happened? hat Lowell in seinem ➱Gedicht Epilogue geschrieben. Seine Stieftochter Ivana, auf die er auch ein rührendes ➱Gedicht geschrieben hat, hat die Zeile als Titel ihrer Autobiographie genommen.

Caroline Blackwood (hier von Lucian Freud gemalt) hat Essays und Romane geschrieben, Lowell hat sie darin bestärkt. Kann man lesen, braucht man vielleicht nicht unbedingt. Aber was man unbedingt lesen sollte, ist ihr Buch The Last of the Duchess über Wallis Simpson und den Herzog von Windsor. Wunderbar bösartig, unbedingt eine Leseempfehlung. Ob die Biographie Dangerous Muse: The Life of Lady Caroline Blackwood, die Nancy Schoenberger über die Aristokratin der Bohème geschrieben hat, zu empfehlen ist, weiß ich nicht genau, da ich sie nicht gelesen habe. Mir reicht der Abschnitt von Blackwoods Leben mit Robert Lowell, und da bieten die Lowell Biographien von Ian Hamilton und Paul Mariani genug. Als Robert Lowell in einem Taxi in New York starb, hielt er das Bild von Lucian Freud in seinen Armen.

Lowell war aus dem Chaos seiner Ehe geflohen. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Lady Caroline Alkoholikerin war. Ich weiß aber nicht, ob sie Guinness getrunken hat. Denn das ist ja ein Getränk, das nur gut für den Menschen ist: Guinness is good for you. Bewahrt angeblich vor dem Herzinfarkt. Lowell hätte Guinness trinken sollen. Die neuerlich propagierte medizinische Wirkung kannte die Werbelyrikerin allerdings nicht, die vor neunzig Jahren die folgenden Verse schrieb: If he can say as you can Guinness is good for you How grand to be a Toucan Just think what Toucan do. Ihr Name war ➱Dorothy Sayers. Ich glaube, sie trank kein Guinness.

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