Freitag, 15. April 2016

Matthew Arnold


Matthew Arnolds Vater predigte seinen Schülern in Rugby das Evangelium der muscular christianity. Sagen wir es einfacher: ➱Cricket (oder Rugby) und Bibel. Thomas Hughes hat seinem Lehrer mit dem Roman Tom Brown's School Days ein Denkmal gesetzt, ein Klassiker des viktorianischen Jugendromans. Thomas Arnolds pädagogisches Konzept hat Generationen von englischen Gentlemen hervorgebracht (und Hughes' Roman ist von Generationen von Lesern gelesen worden). In seinem Buch The Return to Camelot: Chivalry and the English Gentleman hat ➱Mark Girouard die Geburt des englischen Gentleman aus dem Geist von Cricket, Glauben und Mittelalter sehr schön beschrieben. Sie können in dem Post ➱Ritter mehr dazu lesen.

Matthew Arnold hat Rugby nicht so gemocht, in Oxford blüht er auf. Er wird dort zehn Jahre lang Professor of Poetry sein, eine Ehre, für die man nur drei Vorlesungen im Jahr halten muss. Dem englischen Schulwesen bleibt er verbunden, sein halbes Leben wird er Schulinspektor sein. Ein Leben in Eisenbahnen, Bahnhöfen, kleinen Hotels. Der Gentleman aus der upper middle-class lernt das wirkliche Leben kennen, aber nichts davon dringt in sein literarisches Schaffen ein. Er ist kein ➱Dickens. Er ist beinahe immer elitär abgehoben, es geht ihm um die Kultur an sich. In diesem Streben nach dem Absoluten ist er sehr deutsch. Wenn er ➱Kultur definiert, dann bedeutet das the best which has been thought and said. Da hätte ➱Böhmermanns Gedicht keine Chance betrachtet zu werden.

Matthew Arnold ist nicht unbedingt mein Lieblingsdichter, sein Freund Arthur Hugh Clough schon eher. Und einen Satz wie Ah yet when all is thought and said, the heart still overrules the head; still what we hope we must believe, and what is given us receive, kann nur Clough schreiben. Arnold hat wenig Humor, weil er immer das Absolute will. T.S. Eliot wird sich in seinem Gedicht ➱Cousin Nancy darüber lustig machen, wenn er in den letzten Zeilen schreibt:

Upon the glazen shelves kept watch
Matthew and Waldo, guardians of the faith,
The army of unalterable law.

Das mit Ralph Waldo Emerson passt wunderbar. Den mag ich auch nicht besonders, wie Sie in dem Post ➱Ralph Waldo Emerson lesen können. Der eigentlich sehr witzig ist, weil da die Geschichte mit Sandy Marovitz drin steht. Ich brauche noch schnell ein Gedicht, damit wir uns von Matthew Arnold (der am 15. April 1888 starb) verabschieden können. Ich würde ja sein bestes Gedicht, Dover Beach, nehmen, aber das stand schon im letzten Jahr in dem Post ➱Unsere Marine. Also nehme ich sein zweitbestesTo Marguerite: Continued:

Yes! in the sea of life enisl'd,
With echoing straits between us thrown,
Dotting the shoreless watery wild,
We mortal millions live alone.
The islands feel the enclasping flow,
And then their endless bounds they know.

But when the moon their hollows lights,
And they are swept by balms of spring,
And in their glens, on starry nights,
The nightingales divinely sing;
And lovely notes, from shore to shore,
Across the sounds and channels pour—

Oh! then a longing like despair
Is to their farthest caverns sent;
For surely once, they feel, we were
Parts of a single continent!
Now round us spreads the watery plain—
Oh might our marges meet again!

Who order'd, that their longing's fire
Should be, as soon as kindled, cool'd?
Who renders vain their deep desire?—
A God, a God their severance ruled!
And bade betwixt their shores to be
The unplumb'd, salt, estranging sea.

Wenn Sie Matthew Arnold kennenlernen wollen, lesen Sie The Essential Matthew Arnold, herausgegeben von Lionel Trilling. Es gibt nichts Besseres.

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