Dienstag, 24. April 2018

Plattdeutsch


Warum nicht mal wieder ein büschen Platt? Klaus Groth hat heute Geburtstag. Der Dichter, der häufig den Sommer bei den reichen Eltern seiner Frau Doris in meinem Heimatort Vegesack verbrachte, ist schon häufig hier im Blog gewesen. Zum Beispiel in den Posts Klaus Groth und Min Jehan. Mein Opa sprach westfälisches Platt, mein Vater das Platt der schleswig-holsteinischen Westküste. Er liebte Klaus Groth, Fritz Reuter und Theodor Storm. Das habe ich wohl schon in dem Post Theodor Storm geschrieben. Wenn Wochenmarkt auf dem Sedanplatz war, ging mein Vater einkaufen. Er ging sonst nie einkaufen, an den Markttagen immer. Nur weil er dann mit den Bauern auf dem Markt platt snacken konnte.

Ich bin mit der Sprache aufgewachsen, ich höre und lese sie immer gern. Die Sprache wird im Norden auch noch gepflegt, Universitäten bieten Niederdeutsche Philologie an, die örtliche Zeitung offeriert Seiten auf Plattdeutsch. Als ich jung war, habe ich jeden Morgen Hör mal'n beten to im Radio gehört. Das gehörte zum Tagesbeginn dazu, wie die Nebelhörner, die von der Weser her tuteten. Und die Vulkanesen, wie die Arbeiter des Vulkans hießen, mit ihren schweren genagelten Arbeitsstiefeln die Weserstraße entlang zur Arbeit marschierten. Jetzt weiß ich, dass es gleich sieben Uhr sein wird. Das Radio sagt, dass im Hamburger Arbeitsamt in der Admiralitätsstraße noch Schauerleute gesucht werden, jeden Tag. Admiralitätsstraße. Klingt toll, die Wirklichkeit ist nicht so toll. Viele, die in Hamburg hinter den eisernen Gittern aufgereiht in der Schlange stehen, werden keine Arbeit finden. Aber darüber dachte ich damals nicht nach. Jetzt kam im Radio erst einmal Rudolf Kinau mit Hör mal'n beten to. Und dann die Morgenandacht, dann konnte der Tag kommen.

Mein Gedicht für den heutigen Tag ist, passend zum Regen draußen, Klaus Groths Regenleed:

Regen, Regen drus',
Wi sitt hier warm in Hus'!
De Vageln sitt in Bom to kurn,
De Köh de stat an Wall to schurn:
Regen, Regen drus',
Wi sitt hier warm in Hus'!

Regen, Regen rusch,
Wa rükt dat ut den Busch!
De Blöm de hangt so slapri dal,
De Böm de röhrt de Blæd ni mal:
Regen, Regen rusch,
Wa rükt dat ut den Busch!

Regen, Regen sus'
Vun baben op uns Hus,
Vunt Dack hendal in striken Strom
Un lisen ut den Eschenbom:
Regen, Regen sus'
Vun baben op uns Hus.

Regen, Regen rull,
Bet alle Gröben vull!
Denn lat de Wulken æwergan,
Lat de Sünn wedderkam';
Regen, Regen rull,
Bet alle Gröben vull!

Und dann habe ich da noch ein wunderschönes Gedicht von Theodor Storm, das er 1872 für Klaus Groth geschrieben hat:

Wenn't Abend ward,
Un still de Welt, un still dat Hart;
Wenn möd up't Knee di liggt de Hand,
Un ut din Husklock an de Wand
Du hörst den Parpendikelslag,
De nich to Woort keem över Dag;
Wenn't Schummern in de Ecken liggt,
Un buten all de Nachtswulk flüggt;
Wenn denn noch eenmal kiekt de Sünn
Mit golden Schiin to't Finster 'rin,
Un, ehr de Slap kümmt un de Nacht,
Noch eenmal Allens lävt un lacht -
Dat is so wat vör't Minschenhart,
Wenn't Abend ward.

Und zum Schluss habe ich noch ein kleines Schmankerl für die Liebhaber des Niederdeutschen. Nämlich Rudyard Kiplings berühmtes Gedicht Mandalay auf Plattdeutsch.


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